Der Zyklus der Hündin
Tipps und Wissenswertes
Die Geschlechtsreife beginnt bei der Hündin mit der ersten Läufigkeit. In diesem Zeitraum sind Verhaltensänderungen wie z. B Ängstlichkeit, Unsicherheit, Schreckhaftigkeit, Fressunlust bis hin zu aggressiven Verhaltensweisen möglich, da durch die Hormonumstellungen der Körper zunächst aus dem Gleichgewicht geraten kann. Bei Fragen wenden Sie sich an IhreN HundetrainerIn oder Tierarzt/Tierärztin.
Der Zeitpunkt der ersten Läufigkeit (etwa zw. dem 6. und 12. Lebensmonat) unterscheidet sich je nach Rasse, der körperlichen Entwicklung, dem Ernährungszustand und unterliegt auch anderen äußeren Faktoren, wie beispielsweise der Tageslänge oder den häuslichen Verhältnissen. Im Gegensatz zum Rüden, der das ganze Jahr zeugungsfähig ist (Eintritt der Geschlechtsreife des Rüden ist ebenso wir bei der Hündin etwa zwischen dem 6. und 12 Lebensmonat Rüde), werden Hündinnen im Schnitt 2 mal im Jahr läufig – seltener oder häufiger ist aber auch möglich.
Man unterteilt man den Fortpflanzungszyklus der Hündin in 4 Phasen:
Anöstrus
„Die ruhige Zeit“*:
• Dauer ca. 90 Tage
• Die Hündin weist einen geringen Spiegel weiblicher Sexualhormone (u. a. Östrogen) auf und ist eher wenig attraktiv
für Rüden – Gegen Ende dieser Phase kann das Interesse der Rüden aber steigen!
Umgang mit der Hündin:
In dieser Zeit sind keine besonderen Sachen zu beachten. Haben Sie gemeinsam Spaß und besuchen Sie gerne Hundewiesen u. ä. zum Spielen mit anderen Hunden, wenn Sie mögen.
2. Proöstrus
„Keine Ruhe vor dem Sturm“ (Proöstrus)*:
• Dauer ca. 1 – 21 Tage
• Blutiger Ausfluss aus der Scheide
• Hündin leckt sich meist sehr viel im Genitalbereich
• Die Scham ist geschwollen, rosarot und glatt
• Die Hündin wehrt Rüden meist noch vehement ab (aber Vorsicht: Ausnahmen bestätigen die Regel!)
Tipps:
• Achtung! Das Sperma des Rüden ist in der Lage ca. 7 Tage in der Hündin unbeschadet auf seinen Einsatz zu warten. Somit kann die Hündin auch im Proöstrus erfolgreich gedeckt werden. Meiden Sie daher jetzt schon Hundeauslaufgebiete!
• Da die Hündin jetzt schon attraktiv für Rüden ist, kennzeichnen Sie sie mit dem pinkfarbenen Halstuch.
• Nehmen Sie eine zweite Leine mit. So können Sie den Verehrer kurzerhand anleinen und auf dessen BesitzerIn warten. Achten Sie dabei darauf sich nicht zu gefährden! Lassen Sie sich ggf. von Ihrem/r HundetrainerIn beraten, wie man einen unbekannten Hund anleint.
3. Östrus
„Die heiße Phase“ (Östros)*:
• Dauer 4 – 12 Tage
• Der Eisprung findet statt: Die Hündin ist fruchtbar und duldet die Rüden in der Regel.
• „Stehzeit“: Die Hündin klappt den Schwanz zur Seite und bleibt ggf. ruhig stehen, wenn man ihr über die Schwanzwurzel streichelt oder wenn ein Rüde sie anflirtet.
• Hellerer, verringerter Ausfluss tritt aus der Scheide aus.
• Die Haut der Scham ist weniger gespannt und somit oft etwas faltig.
• Der Hormonspiegel des Schwangerschaftshormons (Progesetron) steigt schon an. Bei Zuchthündinnen kann der Tierarzt dadurch jetzt den optimalen Decktermin bestimmen.
Tipps:
• Achtung! Läufigkeitshöschen verhindern keinen Deckakt. Sie können vom Rüden einfach zu Seite geschoben werden.
• Denken Sie daran, dass die Bezeichnung „Läufigkeit“ nicht von ungefähr kommt! Es gibt durchaus Hündinnen, die ihr Glück nicht dem Schicksal überlassen wollen und selbstständig auf „Bräutigamschau“ gehen. Lassen Sie Ihre Hündin daher nie unbeaufsichtigt in den Garten und sichern Sie sie ggf. im Freilauf.
• Pinkfarbenes Halstuch und zweite Leine sollten zusätzlich zum obligatorischen Gassibeutel nun zur Grundausstattung auf Spaziergängen gehören.
4. Metöstrus
„Scheinträchtigkeit“ (Metöstrus):
• Dauer ca. 60 – 80 Tage
• Jede (!) Hündin produziert nach jeder Läufigkeit das Schwangerschaftshormon Progesteron und wird somit scheinträchtig – die Ausprägung ist jedoch individuell und z. T. stark unterschiedlich. Lassen Sie sich daher ggf. von Ihrem Tierarzt über die Phase des Metöstrus beraten.
• Der Körper der Hündin ist auf das potentiell befruchtete Ei und auf eine Trächtigkeit eingestellt – auch wenn es gar nicht zu einer Befruchtung kam.
• Die Hündin ist oft etwas ruhiger – einige werden sogar depressiv.
• Gegen Mitte/Ende des Metöstrus kann es zum Anschwellen der Milchleisten oder gar zur Milchbildung kommen.
• Manche Hündinnen neigen dazu Nester zu bauen und Kuscheltiere zu „adoptieren“.
Tipps:
• Beschäftigung hilft gegen Depressionen. Mobilisieren Sie Ihre Hündin, wenn sie zu depressiven Verstimmungen während des Metöstrus neigt mit Spaziergängen an ihren Lieblingsorten, Treffen mit beliebten Hundekumpels oder kleinen Beschäftigungseinheiten.
• Manche Hündinnen neigen dazu Spielzeug "an Welpen Statt" anzunehmen. Beobachten Sie Ihre Hündin diesbezüglich und nehmen Sie ihr ihre „Adoptivkinder“ notfalls weg, damit die Milchbildung bei der Hündin nicht zusätzlich angeregt wird. Kontaktieren Sie bei Bedarf Ihren Tierarzt oder Homöopathen, wenn die Hündin Milch produziert und ihre Milchleisten schmerzhaft anschwellen.
• Achtung! Im Metöstrus kann es zu Aggressionen gegen andere Hündinnen, Welpen oder auch Kinder kommen, da diese für die scheinträchtige Hündin potentielle Konkurrenten darstellen könnten. Beobachten Sie Ihre Hündin daher gut und sichern Sie sie bei Bedarf (z. B. anleinen).
• Achtung! Im Metöstrus ist die Gefahr an einer Pyometra (Vereiterung der Gebärmutter) zu erkranken erhöht. Lassen Sie sich dazu unbedingt vom Tierarzt beraten – eine unerkannte Pyometra ist lebensbedrohlich!
* Die Angaben zur Dauer der einzelnen Phasen sind Durchschnittswerte – die Länge der Phasen kann je nach Lebensumständen, Rasse oder auch individuell stark variieren.
Fachlich geprüft durch Tierärztin Assoc. Prof. Dr. Sandra Goericke-Pesch.